Eine Möglichkeit, den Erfolg eines Tages zu bemessen, ist folgende: Wie viele Arbeiten haben wir in die Tat umgesetzt und können wir abends von der Liste streichen? Je mehr, desto besser lief der Tag. Es gibt aber auch Tage, an denen der Erfolg anders bemessen werden muss.

Ende August hatten wir gleich drei solche Tage am Stück, und das ging so: Zuerst ergab es sich, dass bei der Arbeit mit dem Pneulader eine ganze Wand unseres Gruppen-Pferdestalls herausgedrückt wurde. Das knackige Geräusch und in der Folge der Blick auf die Wand, die ungesund schräg in der Landschaft stand, waren keine sehr schöne Kombination. Mit Stapler, Hebeisen und sanfter Gewalt beförderten wir die Wand wieder an ihren angestammten Platz, der Sachschaden hielt sich mit ein paar eingedrückten Brettern der Verkleidung in verkraftbaren Grenzen. Glück im Unglück.

Keinen Schaden an Kipper und Traktor, aber …

Am Abend des gleichen Tages überstellten wir einen neuen Kipper beim Versuch, Astmaterial von Aufräumarbeiten seitwärts abzuladen. Der Kipper blieb liegen, der Traktor hingegen stehen: Besser so als umgekehrt. Dank fachmännischer Hilfe des Landmaschinenmechanikers und seines Manitou konnte der Kipper umgehend wieder aufgestellt werden. Zur allseitigen Überraschung ergab es sich, dass einzig ein Verschluss etwas verkrümmt war, Kipper und Traktor jedoch keinen Schaden genommen haben.

Damit war zwar dieser unglückliche Tag zu Ende, jedoch nicht die Woche. Als das Mulchgerät tags darauf auf der Pferdeweide im Einsatz und ich derweil im Stall beschäftigt war, hörte ich ein unschönes, sehr lautes Geräusch, gefolgt von einer nichts Gutes verheissenden Stille. Ich bereite mich mental auf die bestimmt sehr bald folgende Berichterstattung des Piloten vor. Die Inspektion der Unglücksstelle ergab: Beim Kampf «Mulchgerät gegen Schacht» lief es auf ein Unentschieden mit erheblichen Blessuren auf beiden Seiten heraus. Das Mulchgerät ging zur Verarztung der abgerissenen Schlegelhalter an den Landmaschinenmechaniker. Mittlerweile läuft es wieder rund.

Auch dei Spritze will nicht mehr

Die Woche war nun fast überstanden, als ich Samstagmorgen in aller Früh noch die Kartoffeln spritzen wollte. Plötzlich reagierte die Spritze nicht mehr auf meine Befehle, und ein Blick nach hinten offenbarte einen abgerissenen Ölschlauch. Einmal mehr ein Fall für den Landmaschinenmechaniker, der glücklicherweise auch am Samstag die Panne umgehend beheben konnte. Nur wenig später als geplant waren alle Kartoffeln geschützt, die Spritze wieder voll funktionsfähig und die Woche zum Glück fast vorbei.

Fehler passieren. Und Pannen passieren manchmal sogar ohne Fehler. Ich bin froh, hatten wir diese Häufung von unerwünschten Zwischenfällen Mitte August und nicht etwa Mitte September, wo die Kleider zwar etwas dicker, die Nervenkostüme saisonal bedingt aber eher dünner sind.

Und meine Lehre aus der Geschichte: Viel an einem Tag zu schaffen, ist toll und macht zufrieden. An gewissen Tagen kann man aber bereits von einem Erfolg sprechen, wenn am Abend alles wieder so ist, wie es am Morgen war: Die Maschine funktionsfähig, die Menschen unverletzt und die Gebäude intakt.

PS: Meine Mutter wollte in dieser Woche selbst gesammelte Pilze kochen. Sie hat sie nach unserer Pechsträhne vorsorglich weggeworfen …

Hagenbuchs Randnotizen

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten in Rottenschwil und Unterlunkhofen im Kanton Aargau.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.